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Handel direkt 5/2025

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08 BAYERNHANDEL DIREKT |

08 BAYERNHANDEL DIREKT | SEPTEMBER / OKTOBER 2025 | #5Bayernstudie – Handelsstandort Innenstadt 2025Gute Noten für die Innenstädte in Bayerntet? Sie erhalten eine Durchschnittsnote von 2,8.12,3 Prozent bewerten ihre Innenstadt mit „sehrgut“, 35,9 Prozent mit „gut“ und nur 9,2 Prozentmit „mangelhaft“ oder gar „ungenügend“. Interessant:Über alle Altersgruppen hinweg ist dieNotenvergabe relativ einheitlich, die höchsteAltersgruppe 65+ zeigt sich insgesamt jedoch amwenigsten zufrieden.Attraktive Einkaufsangebote und eine vielfältige Gastronomie sind die zwei Hauptgründe für den Besuch einer lebendigenInnenstadt. (Symbolfoto Würzburg © CIMA Beratung + Management GmbH)Es ist zwar nicht alles Gold, was glänzt, aber imbundesweiten Vergleich schneiden die bayerischenInnenstädte erfreulich gut ab. Laut der„Bayernstudie – Handelsstandort Innenstadt2025“ von der Cima Beratung + ManagementGmbH lassen sie in fast allen Bereichen denRest der Republik hinter sich.Die Innenstädte sind das Herzstück bayerischerStädte und Gemeinden. Sie stehen für Vielfalt, Begegnungund Lebensqualität – und sind zugleich derwichtigste Standort für den Einzelhandel. Doch geradehier steht der Handel vor großen Herausforderungen:Sinkende Besucherfrequenzen, Umsatzrückgängedurch den Online-Handel und Problemebei der Erreichbarkeit setzen viele Geschäfte untermassiven Druck. Es gilt, die richtigen Impulse mitden richtigen Akteuren zu setzen.Die „Bayernstudie - Handelsstandort Innenstadt2025“ schafft dafür erstmals eine belastbare Datengrundlage.Sie wurde von der Cima im Auftrag vonund in Zusammenarbeit mit dem HandelsverbandBayern (HBE) und der Günther Rid Stiftung für denbayerischen Einzelhandel erstellt. HBE-HauptgeschäftsführerWolfgang Puff: „Unsere Studie zeigteindrucksvoll, wie die Besucher die bayerischen­Innenstädte wahrnehmen.“Die Ergebnisse machen deutlich: Der Einzelhandelbleibt der wichtigste Anziehungspunkt und bildetfür viele das Herz einer attraktiven Innenstadt. Außerdemspielt eine gute Erreichbarkeit – ob zu Fuß,mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem öffentlichenNahverkehr – eine entscheidende Rolle für dieAttraktivität des innerstädtischen Handels.Gründe für den Innenstadt-BesuchWas zieht die Menschen in die Innenstadt? Der häufigsteGrund für einen Besuch (Mehrfachnennungenmöglich) ist Shopping/Einkaufen (74,8 Prozent) sowieder Besuch von Gastronomie und Cafés (66,3 Prozent).Auch das Bummeln und Treffen mit anderen(53,7 Prozent) sowie Gesundheits- und andereDienstleistungen zählen zu den zentralen Besuchsanlässen.Weniger häufig wird die Innenstadt hingegenfür sportliche Aktivitäten (17,8 Prozent), Bibliotheken(12,7 Prozent) oder Bildungseinrichtungen(10,8 Prozent) aufgesucht.Leichte Unterschiede zeigen sich dabei in den Regionen:In Oberbayern und Schwaben wird das Einkaufenweniger häufig als Hauptbesuchsgrund genannt,während es in Mittelfranken und Niederbayern einebesonders wichtige Rolle spielt. In Oberfranken stehtdas Bummeln und Leute treffen stärker im Vordergrund.Gute Noten für Bayerns InnenstädteUnd wie werden die bayerischen Innenstädte bewer­München wird nicht nur deutschlandweit als dieStadt mit der attraktivsten Innenstadt gesehen(vgl. Deutschland-Studie 2024). Auch in der bayernspezifischenBefragung nach der attraktivstenInnenstadt in Bayern positionierte sich Münchenvor Nürnberg und Regensburg. Bamberg auf Rang4 und Augsburg auf 5 werden deutlich seltener genannt.Doch der Blick in die Regionen zeigt: DerLokalstolz ist ausgeprägt. In der regionenspezifischenAuswertung setzen sich jeweils die regionalenZentren durch – und verdrängen Münchensogar von Platz 1. So führt Regensburg in derOberpfalz, Nürnberg in Mittelfranken und Bambergin Oberfranken das Ranking an.Fokus VerkehrIn Bayern werden viele Mobilitätsangebote für dieInnenstadt insgesamt etwas besser bewertet alsim deutschlandweiten Vergleich. Positiv schneidendabei Fußwege, autofreie Bereiche sowie dieErreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehrab. Dennoch erhalten Pkw-Angebote wie Parkplätzeund Straßenausbau, aber auch die Radinfrastrukturund Sharing-Angebote, nur mittelmäßigeBewertungen. Für die Innenstädte sowieHandel und Gastronomie bleiben Autofahrer dieumsatzstärkste Kundengruppe. Auch Radfahrerzeigen sich im Einzelhandel mit rund 76 Euro Ausgabebetragbeim letzten Innenstadtbesuch alskaufkräftig, während die Gastronomie mit Radfahrernrund 25 Prozent weniger Umsatz erzielenkann als mit PKW-Nutzern.Fokus EinzelhandelIn allen qualitativen Merkmalen kann sich derbayerische Einzelhandel positiv abheben. Schaufenstergestaltungund Ladengestaltung werdenjeweils eine Drittelnote besser bewertet, als imbundesdeutschen Mittel. Auch im Bereich derhochwertigen und Bio-Angebote liegt der bayerischeHandel vorn. Dies bezieht sich im Wesentlichenauf die inhabergeführten Betriebe, dennFilialisten und große Handelsketten liegen imDeutschlandvergleich nur gleichauf.

HANDEL DIREKT | SEPTEMBER / OKTOBER 2025 | #5BAYERN09Wochenmärkte genießen bei einem großen Teil derBevölkerung eine hohe Wertschätzung und zählen zuden am besten bewerteten einzelhandelsbezogenenMerkmalen einer attraktiven Innenstadt. In Bayerngeben 45,4 Prozent der Befragten an, ihren innerstädtischenWochenmarkt als gut oder sehr gut zubeurteilen. Dies ist deutlich mehr als im bundesweitenDurchschnitt (37,9 Prozent). Dem gegenüber stehenlediglich 13,3 Prozent (bundesweit 17,0 Prozent),die den Wochenmarkt als mangelhaft oder ungenügendbewerten.Neben Bekleidungs- und Wäschegeschäften erwartenviele Menschen auch ein attraktives Angebot imBereich Gesundheit und Körperpflege in der Innenstadt.Dazu zählen Apotheken, Sanitätshäuser sowieDrogeriemärkte – letztere sind insbesondere inkleineren Städten häufig eher in Nahversorgungszentrenam Stadtrand zu finden.Zu wenig Auswahl und zu teuer: In Bayern sind diesdie wichtigsten Gründe, weshalb keine Einkäufe inder Innenstadt erfolgen. Beides wird in der Deutschland-Studieseltener genannt, das Preisniveau liegtdort noch hinter „zu überfüllt“, „bequemer online zubestellen“ und „schlechte Parkplatzsituation“. DieseFaktoren spielen in Bayern eine geringere Rolle.Rund 10 Prozent der Befragten finden es bequemer,online zu bestellen. Dies dürfte einer von mehrerenGründen dafür sein, dass 33,9 Prozent der Befragtenkünftig mehr online einkaufen wollen. Bei mehr alsder Hälfte (50,9 Prozent) bleibt der Anteil der Online-­Einkäufe gleich.Dilemma der Großen: Großstädte mit mehr als 50.000Einwohnern sind Vielen zu überfüllt. Dieser Grundspielt in 20,2 Prozent der Großstädte eine Rolle,jedoch nur in 8,1 Prozent der Mittelstädte und 6,2Prozent der Kleinstädte bis 10.000 Einwohner.Mit zunehmendem Alter steigt die Unzufriedenheitmit der Innenstadt, am unzufriedensten ist die Altersgruppe65+, in der 14,4 Prozent ihre Innenstadtmit ungenügend oder mangelhaft bewerten. In denAltersklassen zwischen 15 und 49 Jahren liegt dieserAnteil bei jeweils rund 6 Prozent.Warum Kunden einer Innenstadt treu bleibenGerade in mittelgroßen Städten mit bis zu 50.000Einwohnern ist die Bindung zur Innenstadt besondersausgeprägt: Zwei Drittel der Befragten geben an,mindestens einmal pro Woche das Zentrum zu besuchen.Aber auch in Kleinstädten mit bis zu 10.000Einwohnern zieht es mehr als die Hälfte (51 Prozent)der Menschen wöchentlich in die Innenstadt. DerBlick in die Bezirke zeigt, dass die Innenstädte in­Unterfranken besonders häufig besucht werden (62,9Prozent kommen mindestens einmal pro Woche indie City), während es in Mittelfranken nur knapp 55,8Prozent sind.Die Befragung ist ein wichtiger Wegweiser. Sie gibtkonkrete Hinweise, wie wir unsere Innenstädte stärken,weiterentwickeln und noch besser an die Bedürfnisseder Menschen anpassen können. Es liegt inunserer gemeinsamen Verantwortung, die bayerischenInnenstädte zukunftsfähig zu gestalten, nachhaltigzu stärken und als wichtigen Handelsstandortzu erhalten.Der Großteil der Befragten besucht die Innenstadtaktuell genauso häufig wie vor der Corona-Pandemieund der Energie- und Inflationskrise – und plant,dieses Verhalten auch künftig beizubehalten. Allerdingsgeben ein Drittel an, ihre Innenstadt aktuellseltener als noch vor zwei bis drei Jahren zu frequentieren.28,1 Prozent rechnen damit, künftig seltenerins Zentrum zu kommen.Neben der Aufbereitung der Umfrageergebnisse ist dieBayernstudie eine Grundlage für Diskussion, Strategieentwicklungund konkrete Maßnahmen vor Ort.Derzeit zählen rund zwei von drei Befragten(64,2 Prozent) zu den regelmäßigen Innenstadtbesuchern– und auch für die Zukunft bleibt der Wert mit68,0 Prozent stabil. Nach Stadtgröße betrachtet zeigtsich jedoch auch: Besonders in Städten mit bis zu10.000 Einwohnern ist der Rückgang der aktuellenund erwarteten Besucherzahlen am deutlichstenspürbar.Online ist PflichtNach der persönlichen Empfehlung sind Online-Kanäledie wichtigsten Informationsquellen für Innenstadtbesucher.Puff: „Innerstädtische Händler undauch Gastronomen sind daher gut beraten, attraktiveund kanalübergreifend konsistente Online-Auftrittezu pflegen – auf Social-Media-Plattformen, der eigenenHomepage oder einer gemeinschaftlichenInnenstadtplattform für lokale Leistungen und Angebote.“Digitale Services als Chance begreifen: Die in der Befragungbeispielhaft genannten digitalen Einkaufs-Serviceswie Reservierung, Bestellung undLieferung lassen sich in vielerlei Hinsicht im Rahmeneiner digitalen Transformation insbesonderezur Erhöhung der Kundenbindung erweitern – Stichwort„Loyalty-Programme“.Wo geht’s in die Innenstadt und wo kann man parken?Digitale Parkinformationen, digitale Parkscheinesowie Verkehrs- und Besucherlenkung in Echtzeitschneiden in Bayern deutlich schlechter ab als imdeutschlandweiten Vergleich.FazitIm bundesweiten Vergleich schneiden die bayerischenInnenstädte erfreulich gut ab – in fast allenBereichen liegen sie über dem Durchschnitt. Dennochbleibt Handlungsbedarf. Besonders der Einzelhandelspürt den Druck des wachsenden Online-Geschäfts,das mit Preisvorteilen und Bequemlichkeitpunktet. Ein zentrales Thema ist weiterhin dieErreichbarkeit der Innenstadt. Je nach Anlass undStadtgröße wird sie sehr unterschiedlich bewertet.Insbesondere die Parkplatzsituation wird häufig alsunbefriedigend empfunden. Dies gilt vor allem inKlein- und Mittelstädten, in denen der Pkw nach wievor das bevorzugte Hauptverkehrsmittel zum Erreichender Innenstadt ist.Die Menschen wünschen sich Innenstädte mitattraktivem Einzelhandel, ansprechender Gastronomie,hoher Aufenthaltsqualität und guter Erreichbarkeitmit allen Verkehrsmitteln. Um dieses Ziel zuerreichen, braucht es integrierte Gesamtkonzeptemit abgestimmten Maßnahmen und den Mut, neueWege zu gehen. Michaela Pichlbauer, Vorständin derGünther Rid Stiftung für den bayerischen Einzelhandel:„Eine lebendige Innenstadt entsteht nicht vonselbst. Mit den Ergebnissen unserer Studie liefernwir erstmals eine fundierte Grundlage für den weiterenkommunalpolitischen Dialog in Bayern. Denneine attraktive Innenstadt ist das Ergebnis bewussterGestaltung und guter Zusammenarbeit von Stadtentwicklungund Handel.“Die vollständige Bayernstudie sowie den Tabellenbandkönnen Interessierte unter www.hv-bayern.deoder www.ridstiftung.de kostenlos abrufen.Ihre HBE-Ansprechpartnerin: Simone Streller,E-Mail: streller@hv-bayern.de, Tel.: 089 55118-112.

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